Tony Robinson und Minsun Ji
A Flying Dragon
King Taejo, Founder of Korea’s Choson Dynasty
Yi Seong-gye (1335-1408) begann sein Leben als unbedeutender Krieger im koreanischen Grenzland, stieg jedoch auf, um die 500 Jahre alte Goryeo-Dynastie zu stürzen und König Taejo zu werden, der die 518 Jahre währende Joseon-Dynastie begründete, das letzte koreanische Königshaus und die am längsten bestehende konfuzianische Dynastie der Geschichte. König Taejos bedeutsames Leben überschnitt sich mit entscheidenden Entwicklungen in Ostasien: dem Zusammenbruch des Mongolenreichs in Korea, dem Aufstieg der Ming-Dynastie in China, der Befriedung der massiven japanischen Piratenangriffe und dem Entstehen der am vollständigsten verwirklichten konfuzianischen Gesellschaft Asiens in Joseon. Diese Biografie erzählt die Geschichte und endet mit dem tragischen Abstieg von König Taejos eigener Familie in Brudermord und Trauer.
Monika Horstmann und Dalpat S. Rajpurohit
In the Shrine of the Heart
Sants of Rajasthan from the Sixteenth and Seventeenth Centuries
Mit der frühen Neuzeit traten in Nordindien die Sants als Verehrer eines gestaltlosen inneren Gottes hervor. Der vorliegende Band führt in sieben Sant-Autoren ein, die zwischen der ersten Hälfte des sechzehnten und den Achtzigerjahren des siebzehnten Jahrhunderts in Rajasthan lebten. Er untersucht deren komplexen kulturellen Hintergrund, ihre literarischen Konventionen und das Netzwerk ihrer Glaubensgemeinschaft, und er bringt im Hindi-Original mit englischer Übersetzung Proben ihrer Poesie. Die allermeisten dieser Werke waren bisher unübersetzt, ein Text darunter sogar gänzlich unpubliziert.
Sant-Poesie wurde und wird sowohl mündlich wie schriftlich tradiert. Ihre bis in die Gegenwart fortbestehende Lebenskraft verdankt sie weitgehend der Performanz bei religiösen Zusammenkünften oder in der persönlichen Andacht. Dies wird mit einer Reihe von Audio- und Videoproben illustriert.
Vitus Angermeier, Christian Ferstl, Dominik A. Haas, Channa Li (Hrsg.)
Puṣpikā
Proceedings of the 12th International Indology Graduate Research Symposium (Vienna, 2021)
Puṣpikā – Tracing Ancient India through Texts and Traditions: Contributions to Current Research in Indology, Band 6
In der Serie Puṣpikā – Tracing Ancient India through Texts and Traditions: Contributions to Current Research in Indology werden die Proceedings des International Indology Graduate Research Symposium (IIGRS) veröffentlicht. Puṣpikā ist eine durch Peer-Review qualitätsgesicherte Serie, die dem akademischen Nachwuchs eine Plattform bietet, auf welcher er seine Forschungsergebnisse mit dem Schwerpunkt „Kulturen des vormodernen Südasiens“ präsentieren kann.
Der vorliegende Band ist der sechste der Serie und enthält Beiträge zu verschiedensten indologischen Themen, die auf den Vorträgen des zwölften IIGRS basieren, das vom 22. bis 24. Juli 2021 online und vor Ort in Wien, Österreich, stattfand.
Malini Ambach, Jonas Buchholz, Ute Hüsken (Hrsg.)
Temples, Texts, and Networks
South Indian Perspectives
Seit vielen Jahrhunderten sind hinduistische Tempel und Schreine für das religiöse, soziale und politische Leben Südindiens von großer Bedeutung. Sie sind nicht nur Andachtsstätten, sondern auch Pilgerziele, Orte der Gelehrsamkeit, politische Brennpunkte und Wirtschaftszentren. In diesen Tempeln interagieren nicht nur Menschen und Götter, vielmehr sie sind auch Treffpunkte für Angehörige verschiedener Gruppierungen von nah und fern. Hindu-Tempel existieren nicht isoliert, sondern stehen auf vielfältige Art in Beziehung zu anderen Tempeln und heiligen Stätten. Sie nehmen durch Architektur, Ritual oder Mythologie Bezug aufeinander oder sind konzeptionell verbunden, wenn bestimmte Stätten zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Vor allem in städtischen Zentren können mehrere Tempel, die verschiedene religiöse Traditionen repräsentieren, in einem gemeinsamen sakralen Raum koexistieren. Der vorliegende Band widmet sich den Verbindungen zwischen einzelnen Hindu-Tempeln und den mit ihnen verbundenen Gruppierungen, sei es innerhalb eines bestimmten Ortes oder auf überörtlicher Ebene. Diese Verbindungen werden als "Tempelnetzwerke" beschrieben, ein Konzept, das anstelle von stabilen Hierarchien und Strukturen nodale, multizentrische und fluide Systeme betrachtet, in denen Verbindungen in verschiedenen Bereichen der Interaktion als dynamische Prozesse verstanden werden.
Tatiana Oranskaia, Anvita Abbi (Hrsg.)
The Heart of Change - Issues on Variation in Hindi
Dieser Sammelband widmet sich mit seinen sieben englischsprachigen und vier in Hindi verfassten Aufsätzen dem Thema der Sprachvariation – einem zentralen Gegenstand der Forschung zur Sprachverwendung – im Hindi, der Hauptamtssprache Indiens.
Das Buch vereint mehrere theoretische und pragmatische Ansätze in der Erforschung von unter der Bezeichnung 'Hindi' konzeptualisierten Sprachphänomenen und zielt auf eine genauere Beschreibung der sich ständig ändernden Realität der Sprache ab, mit der diese klassifizierende Bezeichnung verbunden wird. Auf diese Weise ermöglicht es einen Einblick in die grenzübergreifenden Veränderungen von Formen und Funktionen des Hindi in Indien selbst und außerhalb des Landes. Daher findet das Phänomen des Sprachkontakts Eingang in diesen Band. Die verschiedenen Studien basieren auf Daten, die aus schriftlichen Texten, darunter auch handschriftlichem Material, und Beispielen mündlicher Rede erhoben wurden.
Sowohl etablierte Wissenschaftler als auch Nachwuchswissenschaftler aus mehreren Ländern Asiens und Europas erforschen in ihren Beiträgen funktionale Aspekte regionaler, sozialer und kultureller Formen des Hindi und ihre Wechselwirkungen in verschiedenen Kontexten, Zeitperioden und Kommunikationstypen. Möglichkeiten und Beschränkungen der formalen Variation von grammatischen Strukturen der Standardform des Hindi werden unter ähnlichen Gesichtspunkten betrachtet.
Der Band schließt außer allgemein sprachwissenschaftlich und soziolinguistisch orientierten Studien auch Beiträge zum Hindi-Unterricht unter dem Aspekt der Sprachvariation ein. Aufgrund seiner thematischen Breite und der Vielfalt der verwendeten Daten zeichnet er sich durch einen innovativen Charakter aus und soll zum besseren Verständnis des Begriffs 'Hindi' sowie der allgemeinen Prinzipien sprachlicher Variation beitragen.
Mariana Münning
Sound, Meaning, Shape
The Phonologist Wei Jiangong (1901-1980) between Language Study and Language Planning
Wei Jiangong war maßgeblich an den radikalen Sprachreformen im China des 20. Jahrhunderts beteiligt, und doch ist er im Westen kaum bekannt. Dieses Buch beschreibt, wie er mit einem utilitaristischen Sprachkonzept und einer tiefen Verankerung in der traditionellen Philologie an der Durchsetzung der Standardsprache, der Kompilation des meistverkauften Wörterbuchs der Welt und der Vereinfachung der Schriftzeichen mitarbeitete. Obwohl diese Maßnahmen oft als großer Einschnitt in die chinesische Sprachwelt gesehen werden, zeigt Weis stetiges Abwägen zwischen sprachwissenschaftlicher Deskription und politischer Präskription, dass sie auch als ein Schritt zur sprachlichen Selbstbestimmung gesehen werden müssen.
Barbara Schuler
Theorising Emotions
An Enquiry into the Emotion Knowledge of Premodern Tamil Treatises
Emotionen sind aus der Geschichte der Menschen nicht wegzudenken. Doch was wissen wir über das theoretische Emotionswissen und welche Bedeutung messen die südindischen Tamil sprechenden Denker ihm bei? In diesem Buch wird systematisch und erstmals das vormoderne Wissen über Emotionen in Tamil Traktaten und Kommentaren aus verschiedenen Theorie-Strängen und Zeitepochen (11.-17. Jh.) in den Blick genommen. Die Resultate geben Aufschluss über Fragestellungen der verschiedenen Theoretiker, deren Agenda, deren Definition von Emotion, aber auch über Wandel, Linearität, Brüche und historisches Ränderwissen, und nicht zuletzt über das Verschwinden von Emotionswörtern. Dass die Tamilkultur kein systematisches Denken zu Emotionen, außer Emotionen in der Poetik, hervorbrachte, kann überraschen.
Martin Roth, Hiroshi Yoshida, Martin Picard (Hrsg.)
Japan's Contemporary Media Culture between Local and Global
Content, Practice and Theory
Dieser Sammelband bietet ein breites Spektrum an Untersuchungen zur zeitgenössischen Medienkultur Japans und verortet populäre Medieninhalte und die damit verbundenen Praktiken und Theorien im komplexen Wechselspiel zwischen Lokalem und Globalem. Die Kapitel lenken die Aufmerksamkeit auf mehrere prominente Phänomene, schlagen neue Ansätze für die Erforschung von Medien und Medienkulturen vor, und betonen die Bedeutung der Positionalität in diesem Kontext. Der Band dokumentiert die Ergebnisse einer Reihe von Doktorandenworkshops, die zwischen 2017 und 2019 in Kyoto und Leipzig stattfanden, und setzt die dort begonnenen Diskussionen fort.
Eine Errata-Liste wurde am 14. Februar 2022 veröffentlicht.
Johannes L. Kurz
The Imperial Library of the Northern Song
A Complete Translation of the Lintai gushi (canben) 麟台故事 (殘本) by Cheng Ju 程俱 (1078-1144)
Der vorliegende Text ist eine Übersetzung des Lintai gushi von Cheng Ju, eines Buches, das sich mit den kaiserlichen Büchersammlungen unter den Nördlichen Song beschäftigt. Die Bibliothekssammlungen der frühen Nördlichen Song wurden von Grund auf neu angelegt, um dann bei dem verheerenden Brand von 1015 und bei der Verlegung der Hauptstadt von Kaifeng nach Hangzhou teilweise wieder zerstört zu werden. Das Lintai gushi von Cheng Ju ist die älteste erhaltene Quelle für Informationen über die kaiserlichen Bibliotheken der Nördlichen Song (960-1126). Das Lintai gushi zeugt von den verschiedenen Aktivitäten, die unternommen wurden, um umfassende Büchersammlungen wiederaufzubauen und damit die Lücke in der Geschichte der kaiserlichen Song-Bibliotheken zu schließen.
Jamila Adeli
Kunst, Markt, Kommunikation
Die zeitgenössische Kunstwelt in Indien im Wandel (2000-2018)
Media and Cultural Studies, Band 2
Zeitgenössische bildende Kunst findet längst nicht mehr nur in westlichen Kunstzentren statt. Insbesondere „emerging art markets“ wie Indien oder China mit aufstrebenden Mittel- und Oberschichten ziehen seit Beginn der 2000er Jahre verstärkt die Aufmerksamkeit des globalen Kunstfelds auf sich. Diese Kunstmärkte fügen sich jedoch nicht einfach in den westlichen Kunstbetrieb ein, sondern differenzieren sich zu (trans)lokalen Kunstfeldern aus. Das Buch zeichnet nach, wie sich (trans)lokale Kunstinstitutionen, Wissensräume und Ressourcen in Indien zwischen 2000 und 2018 entwickelt haben und legt nahe, den Wandel der zeitgenössischen Kunstwelt in Indien als dezidierten Lokalisierungsprozess zu verstehen. Anhand der India Art Fair, der Kochi-Muziris-Biennale und den Positionierungen und Praktiken lokaler Kunstakteur*innen in Mumbai, Delhi und Kochi wird ein neues Selbstverständnis der kunstinteressierten indischen Gesellschaft sichtbar, das zunehmend zur Emanzipation von westlichen Kunstzentren führt.
Ulrike Niklas, Heinz Werner Wessler, Peter Wyzlic, Stefan Zimmer (Hrsg.)
»Das alles hier«
Festschrift für Konrad Klaus zum 65. Geburtstag
»Das Weltall, die Gesamtheit des in der Welt Vorhandenen, wird in den Brāhmaṇas gewöhnlich mit dem Ausdruck idaṃ sarvam ›das alles hier‹ bezeichnet…«, heißt es in der Doktorarbeit von Konrad Klaus Die altindische Kosmologie (1986). Die Vollendung seines 65. Lebensjahres – zugleich die Vollendung von zwei Jahrzehnten als Universitätsprofessor in Bonn – ist uns willkommener Anlass, Konrad Klaus mit der vorliegenden Festschrift zu ehren. »Das alles hier« darf gerne auch im Hinblick auf das bisherige Lebenswerk des Geehrten gedeutet werden: Ein reiches akademisches Wirken mit vielfachen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Wissenschaftsmanagement mit einer großen Zahl brillanter Publikationen zu philologischen und kulturgeschichtlichen Fragestellungen als sichtbare Zeichen. Konrad Klaus hat einen würdigen Platz in der wissenschaftlichen Traditionslinie der Indologie, die in Deutschland institutionell mit der Einrichtung des ersten der indischen Philologie gewidmeten Lehrstuhls an der neugegründeten Universität Bonn 1818 begann. Es wäre verfehlt, zu glauben, die 200-Jahr-Feier 2018 sei eine Art vorgezogenes Begräbnis gewesen. Der Übergang zur Südasienkunde mit einem erneuerten Profil gehört mit zum Lebenswerk von Konrad Klaus, der, obwohl selbst klassischer Indologe, diese Neuausrichtung voll unterstützte und wohlwollend begleitete.
Kathrin Holz
The Bhadrakarātrī-sūtra
Apotropaic Scriptures in Early Indian Buddhism
Monographien zur indischen Archäologie, Kunst und Philologie, Band 27
Dieses Buch untersucht das Bhadrakarātrī-sūtra, einen wichtigen Vertreter der frühen buddhistischen rakṣā-Literatur, und leistet damit einen Beitrag zur Erforschung dieser Literaturgattung. Diese Arbeit präsentiert schließlich eine Edition, Teilrekonstruktion und Übersetzung der beiden erhaltenen Sanskrit-Manuskripte, die in Zentralasien gefunden wurden sowie eine kritische Edition und Übersetzung der tibetischen Version dieses Textes. Besonderes Augenmerk wird auch auf die chinesischen und tibetischen Varianten der Mantras gelegt. Außerdem werden spezifische rakṣā-Elemente, formale Merkmale sowie sprachliche und semantische Muster des Bhadrakarātrī-sūtra hervorgehoben. Diese sind entscheidend für das Verständnis der Besonderheiten seiner Sprache sowie seiner textlichen Entwicklung und Einordnung in die rakṣā-Literatur.
Liang Chen
Begräbnistexte im sozialen Wandel der Han-Zeit
Eine typologische Untersuchung der Jenseitsvorstellungen
Während der Han-Zeit (202 v.Chr.– 220 n.Chr.) wurden in China den Gräbern Begräbnistexte beigegeben. Diese sollten der Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits dienen. Dieses Werk analysiert systematisch Begräbnistexte aus etwa 180 Gräbern und zeigt so die Entwicklung der Jenseitsvorstellung in Verbindung mit dem gesellschaftlichen Wandel in der Han-Zeit auf. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Form und materielle Beschaffenheit der Texte, ihre physische und symbolische Position im Grab sowie das Layout der Begräbnistexte und die in ihnen verwendeten Siegel gelegt. Durch die statistische Auswertung des geografischen und zeitlichen Auftretens der Begräbnistexte werden zudem die Verbreitungszentren identifiziert und regionale Interaktionen aufgezeigt. Außerdem wird der Zusammenhang zwischen dem Ausbruch von Epidemien und der Verbreitung der grabschützenden Texte in der Ost-Han-Zeit untersucht. Anhand ausführlicher Textanalysen wird anschließend der Frage nachgegangen, ob grabschützende Texte als Produkte des Volksglaubens oder des Daoismus anzusehen sind.
Arian Hopf
Translating Islam, Translating Religion
Conceptions of Religion and Islam in the Aligarh Movement
Das 19. Jhd. zeichnet sich durch eine koloniale Auseinandersetzung mit Südasien aus. Die Religionen Südasiens werden von den Europäern analysiert, kategorisiert und mit dem Christentum verglichen. Missionarische und orientalistische Kritik sowie die moderne Wissenschaft stellen für die Muslime Südasiens eine völlig neue Konfrontation dar. Das Ziel von "Translating Islam, Translating Religion" ist es, die muslimischen Antworten auf diese Konfrontation zu analysieren, die sowohl eine Übersetzung des Islam gemäß dem Referenzpunkt des Christentums als auch eine Anpassung des Religionsbegriffs selbst implizieren. Im Fokus steht hier die Aligarh-Bewegung, die sich intensiv in diese Debatten einbringt und versucht, eine Neuinterpretation des Islam vorzubringen.
Felix Otter
A Course in Reading Classical Newari
Selections from the Vetālapañcaviṃśati
A Course in Reading Classical Newari ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil bietet in sechzehn Lektionen eine Einführung in Phonologie, Morphologie und Syntax des klassischen Newari ausgehend von der Literatursprache des späten 17. Jahrhunderts. Auch die in der Mehrzahl der in dieser Epoche verfassten Manuskripte verwendete Schrift (pracalita lipi) wird behandelt. Jede der sechzehn Lektionen schließt mit einer praktischen Übung ab. Teil zwei besteht aus zehn im Wortlaut unveränderten Lesestücken, die der bisher unedierten Newari-Fassung der Vetālapañcaviṃśati entnommen sind. Ein Schlüssel zu den Übungen, Verbverzeichnis und Glossar schließen den Band ab.
Fabienne Wallenwein
Tackling Urban Monotony
Cultural Heritage Conservation in China’s Historically and Culturally Famous Cities
In einem sich mit hoher Geschwindigkeit urbanisierenden China und der damit einhergehenden Entstehung monotoner Stadtbilder gewinnt die Erhaltung lokaler Charakteristiken zunehmend an Bedeutung. Als Reaktion auf diese Entwicklung priorisieren die Zentral- und Lokalregierungen Anfang der 1980er Jahre zunächst den Schutz von 24 "Historisch und kulturell berühmten Städten". Das Buch betrachtet drei revitalisierte Wohngebiete in der Region Jiangnan. In Suzhou begann die Revitalisierung des Historischen Blocks Pingjiang mit der Konservierung seiner Hauptstraße unter strenger Einhaltung internationaler Standards. Als einer der Pilotstandorte für den UNESCO Managementansatz der Historischen Stadtlandschaft testet die Wasserstadt Tongli ein eigenes Modell zur Integration ihres Wohn- und Tourismusgebiets. In Shanghais Tianzifang wiederum ist die Transformation von Lilong-Wohnhäusern und Fabrikgebäuden in ein Kreativ- und Freizeitviertel das Ergebnis eines bemerkenswerten „Bottom-up“-Prozesses. Anhand dieser drei Pionierbeispiele argumentiert und demonstriert die Studie, wie sich "Historisch und kulturell berühmte Städte" von ihrem ursprünglichen Konzept zu einem mehrschichtigen Schutzsystem entwickelt haben.
Johanna Hahn
Mythos und Moloch
Die Metropole in der modernen Hindi-Literatur (ca.1970-2010)
Die vorliegende Studie untersucht Hindi-sprachige Stadtliteratur in der Zeit zwischen 1970 und der Gegenwart. Anhand von populären Mythen wie der „trügerischen Stadt“ (māyāvī śahar), Figuren wie dem Flaneur und Orten wie der Teebude zeigt sie, wie regionalsprachliche Narrative eine Schnittstelle zwischen globalen und nationalen Diskursen und lokalen Erfahrungswelten bilden. Hindi-Stadtliteratur eröffnet einen kritischen Diskursraum für gesellschaftliche Selbstbefragungen im modernen Indien. Einerseits stabilisiert sie Identitätsvorstellungen, andererseits bietet sie Raum für alternative Vorstellungen von einem authentischen Zusammenleben in Delhi, Mumbai, Kalkutta und anderen nordindischen Großstädten. Erstaunlicherweise orientieren sich sowohl konservative als auch (neo)marxistische Alternativen an demselben Gedanken der idealisierten indischen Nation. Gerade utopische Erzählungen und Werke, in denen es um Bürgerschaft geht, schlagen mit der Frage nach dem „Eigenen“ eine Brücke zwischen dem nationalen Einheitsideal der Gründerjahre der indischen Republik und der postkolonialen Kritik der 1980er und 1990er Jahre. Stadtliteratur in Hindi bereichert damit intellektuelle und politische Debatten durch regionalsprachliche Lesarten von Vergangenheit und Gegenwart.
Rezensionen
Rezension von Johanna Hahn: Mythos und Moloch: Die Metropole in der modernen Hindi-Literatur (ca. 1970-2010). Heidelberg: CrossAsia-eBooks, 2020. Rezensiert von Justyna Kurowska für IQAS Autumn/Winter 2021.