Japan als Gegenstand der Forschung in Deutschland

  • Ulrich Teichler (Autor/in)

Abstract

In den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts vollzog sich in der Bundesrepublik Deutschland ein rascher Perspektivwandel in der Betrachtung von Japan. Das Bild des Exotischen und Unvergleichlichen, das uns in seiner traditionellen Kultur faszinieren oder abstoßen kann, uns in unserer heutigen zivilisatorischen Existenz aber nicht berührt (siehe Hijiya-Kirschnereit 1988), wurde ersetzt durch das Bild der "japanischen Herausforderung" - so ein Buchtitel der damaligen Zeit (Hakan Hed- berg). Es wuchs das Interesse an einem Land, das kulturell "ganz anders" ist und dem mehr oder weniger gleichartige wirtschaftliche und gesellschaftliche Erfolge gelungen sind. In den USA erreichten Publikationen, die reißerisch von "Japan Nr. 1" (Ezra Vogel) und vom 21. Jahrhundert als dem kommenden japanischen Jahrhundert (Herman Kahn) sprachen, große Aufmerksamkeit. In jedem Fall verbreitete sich die Überzeugung, dass sich mit dem wirtschaftlichen Wachstum und der gesellschaftlichen "Modernisierung" Japans die bisher in westlichen Industriegesellschaften vorherrschenden Betrachtungen über die Ursachen der Modernisierung als eurozentristisch erwiesen hätten: Es galt, das japanische Beispiel besser zu verstehen und in generelle Erklärungsansätze über soziale Strukturen, Prozesse und Entwicklungen einzubringen.

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Veröffentlicht
2020-11-30