Conceptualizing China

  • Anno Dederichs (Autor/in)

Abstract

Konzeptualisierungen Chinas im Westen und in China durchliefen in den letzten Jahren einen Wandel. Erwartungen einer politisch-gesellschaftlichen Liberalisierung im Nachgang der ökonomischen Öffnung Chinas und seiner Einbindung in globale Organisationen sind enttäuscht worden. Gleichzeitig verschiebt der (Wieder-)Aufstieg Chinas die globalen Machtverhältnisse hin zu einer Multipolarität und ist Gegenstand anhaltender Debatten innerhalb wie auch außerhalb des Landes. In der politischen und öffentlichen Debatte westlicher Staaten nehmen antagonistische Beschreibungen seit einigen Jahren zu: In strategischen Papieren und Regierungserklärungen ist das Bild von China als „systemischem Rivalen“ und geo-strategischem Gegenspieler inzwischen gesetzt, kann aber mit den bestehenden wirtschaftlichen Bedürfnissen und Chancen noch nicht recht in Einklang gebracht werden (siehe z. B. China-Strategie 2023). Demgegenüber verlaufen Diskussionen differenzierter, wenn sie daran interessiert sind, neue Perspektiven zu gewinnen, etwa um die zukünftige Rolle Chinas bei der Bewältigung globaler Herausforderungen abzuschätzen (Schmidt-Glintzer 2024).
Zu den Außenperspektiven gehören neben den Stimmen der chinesischen Diaspora auch die Konzeptualisierungen Chinas durch seine Nachbarn und dem so genannten globalen Süden. Während Chinas Zugewinn an Macht in der Debatte westlicher Staaten und auch asiatischer Nachbarn häufig als abzuwendende Bedrohung betrachtet wird, ergeben sich aus dem von China proklamierten Aufstieg für andere neue Handlungsoptionen. Dabei wird deutlich, dass widersprüchliche Interessen in Bezug auf China kein ausschließlich europäisches Phänomen sind, etwa im Falle der Grenzkonflikte zwischen Indien und China bei gleichzeitigen gemeinsamen Interessen innerhalb der BRICS (Gu 2023: 16).

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Veröffentlicht
2024-12-08