Neuer Anlauf zur Lösung der Koreafrage

China als Beteiligter an den New Yorker Vierergesprächen

  • Oskar Weggel (Autor/in)

Abstract

Zur Jahresmitte 1997 entwickelte Nordkorea sich in der chinesischen Außenpolitik wieder einmal zu einem Hauptthema - eine Entwicklung, die von der Beijinger Führung nicht gerade mit Behagen zur Kenntnis genommen wird, obwohl sie sich nach außen hin alle Mühe gibt, freundliche Miene zu zeigen und jene Rituale fortzusetzen, die sich zwischen Pyongyang und Beijing nun einmal seit Jahrzehnten eingespielt haben: Da waren erstens die 36. Gedenkfeiern zu dem am 11.7.1961 zwischen beiden Ländern abgeschlossenen „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“. Zweitens fanden am 8. Juli die Gedenkfeierlichkeiten anläßlich des dritten Todestags von Kim II Sung statt, an denen diesmal in Beijing kein Geringerer als die Nr.3 in der chinesischen Führung, Qiao Shi, teilnahm. Drittens tauchte ein weiterer „Gedenktag“ auf, der zwischen beiden Seiten allerdings nicht offen angesprochen wurde, weil er zu peinlich ist, nämlich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Beijing und Seoul am 24.8.1992. Viertens galt es, wenn auch äußerst taktvoll, die Hungersnot in Nordkorea zu thematisieren, die bis Anfang August offensichtlich schon Zehntausende von Menschen, vor allem Kinder, in Nordkorea dahingerafft hatte und von der sich das durch jahrzehntelange Mißwirtschaft und zusätzlich auch noch durch eine Trockenheitskatastrophe hernuntergewirtschaftete Land offensichtlich auf lange Zeit nicht erholen dürfte. Trotz aller gegenseitigen Spannungen muß Nordkorea doch eingesehen haben, daß die VRCh die einzige noch einigermaßen zuverlässig funktionierende Quelle für Ersatzteile und Lebensmittel geblieben ist. Immer wieder hat die Volksrepublik ja Hilfe geleistet, so z.B. im Oktober 1995. Auch in der Notlage des Jahres 1997 ist die VR China erneut gefragt, wobei sie nicht nur staatliche Hilfe zur Verfügung stellt, sondern auch ihre Privathändler frei gewähren läßt, die durchaus auf Gewinnbasis arbeiten und mit der nordkoreanischen Not einträgliche Geschäfte zu machen wissen, indem sie Lebensmittel ins Nachbarland liefern und dafür im Gegenzug Schrott und Heilgräser für medizinische Tinkturen eintauschen, wobei der Schrott z.T. aus demontierten Fabriken, also aus der industriellen Substanz, stammt.

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Veröffentlicht
2020-01-21
Sprache
Deutsch
Beitragende/r oder Sponsor
GIGA
Schlagworte
Nordkorea, Bilaterale internationale Beziehungen, Außenpolitik einzelner Staaten, Vereinigung oder Wiedervereinigung von Staaten/Gebieten, Südkorea, Volksrepublik China, Vereinigte Staaten