Die indischen Streitkräfte – eine Innenansicht
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Abstract
Für das indische außen- und sicherheitspolitische Establishment begannen die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts mit einer Reihe vorwiegend negativer Überraschungen: Zuerst verschwand der wichtigste Verbündete, die Sowjetunion, von der Bildfläche, was ein erneutes Nachdenken über die aktuelle Sicherheits- und Rüstungspolitik erzwang. Danach besiegte die USA mit Hilfe einer internationalen Koalition in wenigen Wochen Saddam Husseins hochgerüstete Truppen, wo der Irak doch ein „Vietnam in der Wüste“ hätte werden sollen, und läutete eine neue „Weltfriedensordnung“ unter der wohlwollenden Schirmherrschaft Washingtons ein. Und dann schickte sich auch noch Indiens wichtigster regionaler Rivale, die Volksrepublik China, an, in den Indischen Ozean vorzudringen. Wahrlich keine einfachen Zeiten für ein in vielfacher Hinsicht verunsichertes Indien, das seinen Platz offenbar noch nicht gefunden hat. Aber auch in Indien selbst steht nicht alles zum besten: Die Erfolge der indischen Wirtschaft im Zuge der Globalisierung und Liberalisierung drohen, von einem hohen Bevölkerungswachstum zunichte gemacht zu werden, die nach wie vor hohe Analphabetenrate bremst die Modernisierung der Gesellschaft, Fundamentalismus und Kommunalismus feiern fröhliche Urstände, und in Kaschmir sowie auch in Indiens Nordosten sind Guerillakämpfe und Terrorismus an der Tagesordnung. Nur gut, dass die Regierung in Delhi offenbar über eine Allzweckwaffe verfügt, mit der man äußere und innere Unsicherheiten bewältigen kann: die Streitkräfte nämlich – bharat rakshak.