Religion, Kultur und Nation im modernen Indien: Die christliche Konversion hochkastiger Hindus

  • Sudhir Chandra (Autor/in)
  • Heinz Werner Wessler (Übersetzer/in)

Abstract

Gegen Ende des blutigen 20. Jahrhunderts wandte sich die kommunalistische hinduistische Gewalt plötzlich gegen die Gemeinschaft der Christen in Indien. Es begann in Gujarat im Westen und breitete sich bis nach Orissa im Osten aus, wo der Missionar Graham Stein und seine beiden Söhne lebendig verbrannt wurden. Indische Christen fühlten sich zum ersten Mal in ihrem eigenen Land unter Belagerung. Nach der Welle organisierter Gewalt gegen die Sikhs im Jahr 1984 und die Muslime 1990-92, diente dies ein weiteres Mal zur Vergewisserung exklusivistischer hinduistischer Ansprüche – z.B. der Anspruch, dass der Hinduismus Indien konstituiere, während die anderen religiösen Gemeinschaften unter seiner Schirmherrschaft leben müssten. Was die Sache noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass weit mehr als die unmittelbaren Verteidiger der Hindutva-Ideologie zu dieser Gleichsetzung von Hinduismus und Indien tendieren. Historiker betrachten vergangene Zeiten angesichts kritischer Ereignisse auf ihre eigene Weise. Während mich die Gewalt gegen Christen innerlich sehr bewegte, dachte ich an die vergessene christliche Präsenz bei der Entstehung des modernen Indien.

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