Verheiratet mit Dschinns

Formen von Volksfrömmigkeit in Afghanistan

  • Lutz Rzehak (Autor/in)

Abstract

„Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.“ Das islamische Glaubensbekenntnis ist zuallererst ein Bekenntnis zum Eingottglauben. In der religiösen Erfahrung kann sich die Einzigartigkeit Gottes in vielerlei Weise manifestieren. Einige dieser Erfahrungen mögen manchem Strenggläubigen sogar als Zweifel am Eingottglauben erscheinen. So ließen die Taliban in Afghanistan noch vor wenigen Jahren Grabmalkomplexe verschließen, weil viele Gläubige die dort begrabenen Personen verehrten, im Gebet bei ihnen Zuwendung suchten. Doch die Religiosität, die dahinter steht, bleibt trotz solcher Verbote lebendig. Legendenartige Erzählungen über misslungene Versuche, Heiligengräber zu zerstören, waren bereits vor den Taliban Bestandteil der afghanischen Folklore. Die Widerstandskraft gegen eine beabsichtigte Zerstörung gilt sogar als Wundertat und weitere Manifestation der Heiligkeit der dort begrabenen Person. Heilige werden ebenso wie Dschinns („Geister“) als Geschöpfe Gottes angesehen. Ihre Existenz und ihre Wundertaten sollen die Einzigartigkeit Gottes nicht in Frage stellen, sondern sie gelten als weiterer Beleg für die Allmacht Gottes.

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