Ideologie und Praxis deutscher Kulturarbeit in Indien - Eine Entgegnung

  • J. H. Ohlau (Author)

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Abstract

Die auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland und in ihrem Rahmen die Rolle des Goethe-Instituts als eines der wesentlichen Exekutivorgane sind in den vergangenen Jahren stark in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Es wäre falsch anzunehmen, daß die Mitarbeiter des Goethe-Instituts diese Entwicklung mit Unbehagen sehen, hilft sie doch, endlich eine Reihe von Problemen anzugehen, die bereits in den Jahren zuvor mit wenig Aussicht auf Erfolg in internen Diskussionen erörtert, aber meist wegen des geringen Publizitätswertes auf diesem oder jenem Schreibtisch der Kulturadministration abgeblockt wurden. Bedauerlich ist es nur, daß bisher die Betroffenen selbst, vielleicht aus einer gewissen Furcht sich dem Vorwurf auszusetzen, pro domo zu sprechen (oder gar sprechen zu müssen), sich noch kaum zu Wort gemeldet haben. Dies scheint mir jedoch beim jetzigen Stand der Diskussion um so notwendiger zu sein, als die meist ideologisch untermauerten Attacken der Kritiker endlich einmal des Korrektivs einer gewissen Praxisnähe bedürfen. Es besteht nämlich im Rahmen unserer Kulturpolitik in den Entwicklungsländern sehr leicht die Gefahr, daß das Konzept unserer Arbeit, dem man kulturimperialistische Ausrichtung vorwirft, lediglich durch den Kulturimperialismus linker Ideologen ersetzt wird, ohne daß sich diese ehrlicherweise die Frage stellen, ob denn gerade damit den Entwicklungsländern geholfen ist, ja ob die Länder der Dritten Welt einen solchermaßen gefärbten Eingriff in ihre inneren Angelegenheiten unwidersprochen hinnehmen würden. Jedenfalls ist es in diesem Zusammenhang recht bezeichnend, daß die indische Zentralregierung über den Indian Council of Cultural Relations (ICCR), der die Arbeit ausländischer Kulturinstitute in Indien zu überwachen hat, im vergangenen Jahr den Versuch unternahm, die Arbeit der Goethe-Institute auf reine Informationsprogramme zu reduzieren und unseren Instituten damit den Zuschnitt des United States Information Service (USIS) zu geben. Entwicklungspolitisch relevante Arbeit wäre dann wohl nicht einmal im Ansatz noch möglich gewesen, und es stellt sich die legitime Frage, welche Reaktionen zu erwarten sein werden, wenn unsere Institute auf diesem Sektor mehr leisten, als sie es zur Zeit aus praktischen und politischen Gründen tun können.

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Published
2018-02-07
Language
de