Über die Bedeutung von Tempelstädten für Entstehen und Bestand indischer Regionalreiche - Der Jagannath-Tempel und das Regionalreich von Orissa

  • Jakob Rösel (Author)

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Abstract

Die Dörfer in Orissa sind im Unterschied zu anderen Teilen Indiens relativ stark isolierte Wirtschaftseinheiten. Diese Dörfer sind autarke Pfründensysteme, d. h. die notwendigen Dienstleistungen der Dorfdiener, der Handwerker, werden durch steuerfreie Parzellen des Gemeindelandes, Jagirs, die ihnen gegen ihre Leistungen überlassen werden, entgolten. Jedes Dorf sollte zumindest unter Einbeziehung einiger Nebendörfer über "Chitisinijog" verfügen können, mit "36 Dienstleistungen", also Dorfhandwerkergruppen, versehen sein. Die Grundausstattung des Jagannath-Tempels durch den Gründerkönig mit ebenfalls 36 Dienstgruppen an Priestern mußte deshalb von Anfang an die Analogie des Großtempels zum Dorf symbolisieren. In diesen Dörfern gibt es kein Geld. Nur wenige Kauri-Muscheln werden für einen geringfügigen Gewürz-, Kultur- und Schmuckhandel zwischen den Dörfern gebraucht; Handel und damit Arbeitsteilung zwischen den Dörfern ist also denkbar gering. Das Dorf ist eine Einheit zur Produktion von durchschnittlich einer Reisernte. Da der Reisanbau an wenigen Monaten des Jahres sehr arbeitsintensiv ist, resultiert daraus eine hohe Bevölkerungsdichte bei einem hohen Dorfbevölkerungsanteil von landlosen Tagelöhnern und Emtearbeitern^. Gleichzeitig herrscht über wesentliche Teile des Jahres Arbeitslosigkeit und Langeweile. Die Dorfreligion stellt in diesem Zusammenhang das Ende der Langeweile dar. Dieses Ende der Langeweile ist zugleich ein Ende der Gleichheit.

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Published
2018-02-20
Language
de