Nordkorea zwischen Skylla und Charybdis: Beharrungsversuche und wachsender Druck von unten

  • Thomas Heberer (Autor/in)

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Abstract

Wirtschaftsdesaster, Mißernten, Hunger und internationale Hilfsaktionen haben Nordkorea seit dem letzten Jahr nicht nur größere Publizität gebracht. Sie haben auch Faktoren freigesetzt, die Wandlungsprozesse begünstigen. Ähnliches kennen wir auch aus anderen sozialistischen Staaten, etwa von China Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre („Großer Sprung“), wo mit ca. 30 Mio. Toten die größte Hungerkatastrophe dieses Jahrhunderts stattgefunden hat, oder von Vietnam in den 80er Jahren. Die jeweiligen Regime blieben zwar bestehen, sie mußten sich aber notgedrungen wandeln. In China wurden 1962 Reformen eingeleitet, die zur Auflösung bzw. Verkleinerung der großen Kollektive (Volkskommunen) auf dem Lande führten, teilweise zur Rückkehr zu familiärer Bewirtschaftung und Duldung privaten Kleingewerbes und Kleinhandels. In Vietnam folgten Reformen, die den gegenwärtigen in China weitgehend entsprechen. Gerade das Beispiel China zeigt aber, daß Hungersnöte unter den Bedingungen einer rigiden Einparteienherrschaft mit einem dominanten, autokratischen Führer an der Spitze nicht unbedingt zu einem Liberalisierungsprozeß führen. Nur wenige Jahre nach der Hungerskatastrophe folgte das Desaster der Kulturrevolution, und erst nach dem Tode Maos und der Verhaftung der Protagonisten seiner politischen Linie setzte sich die Reform- und Öffnungspolitik durch.

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Veröffentlicht
2018-02-16
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
GIGA
Schlagworte
Nordkorea, Wirtschaftslage, Ernährungssicherung, Wirtschaftskrise, Protestbewegung, Legitimation von Herrschaft