Staatspolitik (râjanîti) und die Politik der „Gemeinschaften“ (samâjanîti)

Ein brahmanischer Versuch, unterschiedliche Rechtssysteme in Beziehung zu setzen

  • Bholalal Das (Autor/in)
  • Elmar Renner (Übersetzer/in)

Abstract

Dieser Aufsatz wurde zum ersten Mal 1926 veröffentlicht. 1977 wurde er erneut in einer Anthologie berühmter Aufsätze von der Maithili Akademi herausgegeben, die fortlaufend nachgedruckt wurde. Die Textgrundlage der folgenden Übersetzung ist die sechste Auflage von 1990. Der Autor, der in der Tradition der nordindischen Maithil Brahmanen verwurzelt ist, argumentiert, dass die Gesellschaft sich dann positiv entwickelt, wenn die traditionellen ethischen Normen geachtet und bewahrt werden. Ein zentrales Dilemma sieht er darin, dass sich gesellschaftliche Maßnahmen einerseits nur autoritär durchsetzen lassen, andererseits konservativ gesinnte Menschen aber nicht über die nötige Autorität verfügen. Der Text ist nicht zuletzt deshalb auch heute interessant, weil er wichtige Begriffe des politischen Denkens Indiens verdeutlicht: Einerseits ist eine politische Macht dann legitim, wenn sie das „Gesetz der Fische“ verhindert und neutral zwischen den Gruppierungen einer Gesellschaft vermittelt – anders als die Briten, deren Verständnis von Säkularität darin bestand, sich in religiöse Belange erst gar nicht einzumischen. Zum anderen macht er deutlich, dass der Begriff dharma viel weiter ist als seine moderne Lehnbedeutung „Religion“. Zuletzt zeigt er, dass es neben dem Staat die Institutionen der „Gemeinschaften“, also insbesondere der Kasten oder Religionsgruppen gibt, die dem Staat zwar untergeordnet sind, dennoch aber über eine eigenständige Autorität verfügen und auch Entwicklungen anstoßen können. Der Autor legitimiert damit das, was man im modernen Südasien unter dem Begriff „Kommunalismus“ (Hindi: samâjikatâ) versteht. Die Hindi-Begriffe in Klammern – allesamt Lehnwörter aus dem Sanskrit – werfen ein Schlaglicht auf die Komplexität einzelner Begriffe. Wir geben sie hier auf Wunsch des Übersetzers in einer der Aussprache angepassten Umschrift wieder, in der der Circumflex die Längung des Vokals anzeigt (Anm. der Redaktion).

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