Entführungen sind in Afghanistan ein blühendes Geschäft Für viele Afghanen stellen kriminelle Banden heute ein größeres Problem dar als die Taliban

Abstract

In Afghanistan ist die Zahl der Entführungen im letzten Jahr dramatisch gestiegen. Nur für einen kleinen Teil der Taten sind die Taliban verantwortlich. Hinter einer Mehrheit der Fälle stehen kriminelle Banden, die von Politikern und Polizei gedeckt werden. Im letzten Jahr haben Entführungen von ausländischen Journalisten und Helfern in Afghanistan weltweit Aufmerksamkeit erregt. Selbst die einst relativ sichere Hauptstadt Kabul ist für Ausländer zu einem heißen Pflaster geworden. Am gefährdetsten sind jedoch die Afghanen selbst. In den Medien wird kaum darüber berichtet, doch die Zahl der verschleppten Einheimischen ist im letzten Jahr dramatisch gestiegen. Offizielle Statistiken gibt es keine. Nach Angaben eines Mitarbeiters des Innenministeriums sind in den ersten sechs Monaten 2008 über 175 Personen entführt worden, was einer Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Dunkelziffer dürfte freilich um ein Vielfaches höher liegen, da die meisten Fälle gar nie gemeldet werden.