Die jüngste Kontroverse um Zustand und Zukunft der deutschen Chinaforschung – eine vorläufige Bilanz
Identifier (Artikel)
Abstract
Die deutsche Chinaforschung trägt seit einiger Zeit eine kontroverse und teilweise polemisch geführte Debatte aus, die um einige für die wissenschaftliche und hochschulpolitische Auseinandersetzung mit dem autoritären China der Gegenwart zentrale Fragen kreist. Auch die Autoren dieses Beitrags haben sich daran beteiligt (und tun dies weiter), u. a. mit einem in der FAZ vom 9. März 2022 veröffentlichten Artikel, in dem wir prononciert Stellung nahmen gegen ein von uns so wahrgenommenes „moralisches Kreuzrittertum“ in den Reihen der Kritiker*innen der universitären deutschen Sinologie (Alpermann und Schubert 2022).1 Die davon ausgelösten heftigen Reaktionen in den traditionellen Printmedien und vor allem auf den verschiedensten Social Media-Plattformen haben uns nicht überrascht. Allerdings zeigte sich, dass unsere Argumente, die von manchem kritischen Geist mitunter absichtlich verkürzt und somit verzerrt wiedergegeben wurden, eine genauere Ausführung erfordern, für die ein Zeitungsartikel nicht den notwendigen Raum bietet. Wir möchten daher in diesem Beitrag, den wir auch als vorläufige Bilanz der andauernden Debatte verstehen, auf diese Argumente zurückkommen und sie im Lichte der daran bisher vorgetragenen Kritik detaillierter entfalten. Dabei geht es uns in erster Linie um eine Versachlichung des in der deutschen Chinaforschung ausgetragenen Streits über den „richtigen Umgang“ mit dem autoritären China der Gegenwart. Zweifellos ist diese Debatte zu wichtig, als dass man sie zu einem polemisch zwischen unterschiedlichen „Lagern“ geführten Schlagabtausch verkommen lassen sollte.
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