Die Diskussion um die moralische Positionierung der deutschen Sinologie – von Taiwan aus betrachtet.
Ein Kommentar zur Ausgabe Nr. 32 der minima sinica
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Abstract
Im Frühjahr 2022 widerfuhr der deutschen Sinologie die Ehre, gleich zweimal prominent in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung diskutiert zu werden: Am 9. März bezogen Björn Alpermann und Gunter Schubert unter dem Titel „Gegen das moralische Kreuzrittertum“ Stellung, worauf Andreas Fulda u. a. am 16. März mit „Grenzenlos kompromissbereit?“ antwortete.1 Gegenstand der Auseinandersetzung war die Frage, wie chinakritisch sich die deutsche Sinologie zu positionieren und zu äußern habe – und ob das überhaupt vonnöten sei. Die Untertitel der beiden Artikel umreißen die jeweiligen Standpunkte recht gut. Bei Alpermann/Schubert heißt es: „Chinaforschung ist kein politischer Aktivismus. Sie muss taktische Zugeständnisse machen, um den Weg der Erkenntnis offen zu halten. Die Konformismusvorwürfe mancher Beobachter entbehren der Grundlage.“ Und bei Fulda: „Angesichts von Xis Repressionspolitik muss die Chinaforschung ihre Rolle überdenken. Die Ausblendung von Problemen und die Stigmatisierung kritischer Stimmen sind der falsche Weg.“
Es ist nicht meine Absicht, die Diskussion an dieser Stelle direkt fortzuführen; mein Ausgangspunkt ist stattdessen Ausgabe Nr. 32 der minima sinica, die Alpermann und Schubert in ihrem Artikel erwähnen und der sie bescheinigen, bei dieser Auseinandersetzung „in Teilen ebenso einseitig zu argumentieren wie die Gegenseite.“ Diese Aussage ist ein guter Grund, sich das Heft einmal genauer anzuschauen.
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