Chinas Außenpolitik am Ende des 20. Jahrhunderts
Teil 6: Die Praxis der Beijinger Außenpolitik und ihre Gezeiten Teil IV: Der Umgang mit den Nationalstaaten
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Abstract
Wie in den Vorüberlegungen zu Teil 6 ausgeführt, verfährt die Außenpolitik der VRCh längst nicht mehr nach Pauschalmustern (etwa nach dem Schema „Weltdörfer gegen Weltstädte“), sondern ertastet sich ihren Weg auf überaus differenzierte Weise, indem sie sich an globale Institutionen wie z.B. die UNO wendet, Spielregeln für multi-(penta-)polare Neubildungen einfordert, sich für RegzonaZ-Bildungen ins Zeug legt und indem sie nicht zuletzt auch der kleinen Politik zunehmend Aufmerksamkeit schenkt, ohne dabei allerdings ihren klassischen Bezugspunkt, nämlich die bilateralen Beziehungen von Staat zu Staat aus den Augen zu verlieren - und zwar unabhängig von konzeptionellen Modeströmungen westlicher Theoriebildung: Schwankungen, wie sie sich Institutionen vom Rang der Weltbank jahrelang geleistet haben, indem sie den Nationalstaat bald auf den Schild hoben, bald ihn wieder fallen ließen, um ihn dann nach einiger Zeit
doch wieder auf Augenhöhe zu bringen, sind nie Sache der Beijinger Außenpolitik gewesen. Vielmehr hat man dort die „europäischen Lektionen“ aus dem 19. und dem frühen 20. Jh. gründlich verinnerlicht, vor allem, was die Souveränität von Nationen und die Einmischungsfreiheit anbelangt, und beginnt von diesen etatistischen Positionen erst abzuweichen, seit sich im Zuge der Globalisierung Interdependenz-Perspektiven eröffnen, wie sie bei der chinesischen Gesellschaftsphilosophie von jeher in besonderer Gunst gestanden haben, und wie sie dem chinesischen Grundverständnis auch heutzutage mehr behagen, als es bei dem aus dem Westen rezipierten Glauben an den Nationalstaat und seine Interessen der Fall ist.
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