Die Entwicklung des indischen Parteiensystems: Von der Einparteiendominanz zum Mehrparteiensystem?
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Abstract
Der indische Nationalkongreß unter Nehru und Indira Gandhi galt lange Zeit als Symbol für die Stabilität der indischen Demokratie. Bis 1977 regierte die Partei unangefochten das Land und stellte in der Zeit zwischen den ersten Wahlen 1952 und 1998 39 Jahre lang die Regierung. Doch spätestens seit den achtziger Jahren velor die Partei zunehmend an Einfluß. Alle Wahlen seit 1989 brachten einen Sieg der Opposition, und gemessen an der Zahl der Parlementarier ist die einst dominierende Partei mittlerweile nur noch die zweitstärkste Kraft hinter der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP). Zudem haben Regionalparteien nicht nur in den Bundeststaaten an Macht und Einfluß gewonnen, sondern werden als Koalitionspartner für die Kongreßpartei und die BJP auch auf nationaler Ebene immer wichtiger. Diese Ereignisse deuten auf tiefgreifende Umbrüche im indischen Parteiensystem hin, das sich mehr und mehr zu einem Mehrparteiensystem entwickelt. Dabei kontrastiert die Stabilität der politischen Institutionen immer stärker mit der Schwäche ihrere wichtigsten Akteure, den politischen Parteien, denen es aufgrund geänderter Mehrheitsverhältnisse schwerfällt, stabile Regierungen hervorzubringen.