Dieter Riemenschneider
Gentle Round the Curves
Selected Essays on Indian Writing in English
Die fünfzehn Essays des Bandes Gentle Round the Curves stellen eine Auswahl meiner zahlreichen Veröffentlichungen zur englischsprachigen Literatur Indiens dar, die über einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert entstanden. Sie belegen die zunehmende Kenntnis einer Literatur, deren Entwicklung thematisch einen Bogen schlägt vom realistisch geschilderten antikolonialen Widerstand der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts bis zu den nun auch formal wie stilistisch vielfältigen Ausprägungen gegenwärtigen Schreibens, wie ‚magic realism‘, ‚diasporan‘, ‚feminist‘ und ‚fantasy writing‘. Zugleich spiegeln diese Essays den kontroversen Diskurs um die ‚indische Qualität‘ der in einer Fremdsprache verfassten Texte wider, der bisher noch keinen Abschluss gefunden hat.
Die Essays widmen sich sowohl einzelnen Autoren wie der indischen Literaturkritik, dem ersten Auftritt feministischer Kurzgeschichten und moderner englischsprachiger Lyrik, dem Blick der Schriftsteller über die Grenzen Indiens hinweg wie der Diasporaliteratur, der Rolle von Natur und Landschaft und deren frühester bildlichen Repräsentation aus fremder Sicht sowie Texten, die der ‚fantasy literature‘ zuzuordnen sind. Eine Einführung des indischen Kollegen Professor Harish Trivedi, ein Literaturverzeichnis und ein eher nostalgisches Gedicht über den Autor und ‚sein‘ Land schließen Gentle Round the Curves ab, dessen Titel darauf anspielt, nicht nur die kurvenreichen Strecken im Himalaja vorsichtig zu umfahren, sondern sich auch als ‚Außenseiters‘ behutsam einer fremden Literatur und Kultur zu nähern.
Dieter Riemenschneider, Professor für Englische Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt (1972-1999), legte den Schwerpunkt seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit auf die anglophonen Literaturen, und hier insbesondere auf die englischsprachige Literatur Indiens und afrikanischer Länder. Ergänzung bildete die Beschäftigung mit der neuseeländischen Literatur. Er engagiert sich seit den späten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts für die wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Literaturen und Kulturen der Länder des Südens und war 1979 Mitbegründer der Gesellschaft für Neue Englischsprachige Literaturen (https://g-a-p-s.org). Literarische Texte dieser Länder durch Übersetzungen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen, unterstützt er durch seine Mitarbeit bei Litprom e.V. (www.litprom.de) seit den frühen 80er Jahren, und seine Veröffentlichungen widmen sich vor allem der Literaturgeschichtsschreibung und der literarkritischen Rezeption. Außerdem edierte er zahlreiche Textsammlungen und übersetzte Lyrik aus dem Englischen ins Deutsche.