Münning, Mariana

Mariana Münning

Sound, Meaning, Shape : The Phonologist Wei Jiangong (1901-1980) between Language Study and Language Planning

Wei Jiangong war maßgeblich an den radikalen Sprachreformen im China des 20. Jahrhunderts beteiligt, und doch ist er im Westen kaum bekannt. Dieses Buch beschreibt, wie er mit einem utilitaristischen Sprachkonzept und einer tiefen Verankerung in der traditionellen Philologie an der Durchsetzung der Standardsprache, der Kompilation des meistverkauften Wörterbuchs der Welt und der Vereinfachung der Schriftzeichen mitarbeitete. Obwohl diese Maßnahmen oft als großer Einschnitt in die chinesische Sprachwelt gesehen werden, zeigt Weis stetiges Abwägen zwischen sprachwissenschaftlicher Deskription und politischer Präskription, dass sie auch als ein Schritt zur sprachlichen Selbstbestimmung gesehen werden müssen.

Rezensionen
Yurou Zhong, in: China Quarterly (2023), 1-2

Rüdiger Breuer (Hrsg.), Heiner Roetz (Hrsg.)

Worüber man nicht spricht: Tabus, Schweigen und Redeverbote in China

Selbst auferlegte bzw. gesellschaftlich oder staatlich auferlegte Redetabus haben die chinesische Kulturgeschichte stets ebenso begleitet wie Versuche, sie zu brechen oder zu umgehen. Nicht nur die Philosophie, Historiographie und Literatur haben in diesem Spannungsfeld gestanden, sondern auch das moralische und das bis heute mit Redetabus konfrontierte politische Handeln.
Worüber man nicht spricht versammelt elf Beiträge, die einen Bogen vom chinesischen Altertum bis in die Gegenwart spannen und das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchten. Untersucht werden: Fälle von Inzest in der chinesischen Antike; das Problem häuslicher Gewalt im gegenwärtigen China; die ursprünglich streng vertraulichen „Familienunterweisungen des Zhu Xi“; Ratgeberliteratur zu China mit ihren Empfehlungen und Verboten; die Kritik des republikzeitlichen Schriftstellers und Intellektuellen Lu Xun an Mechanismen der Macht; die Ausrichtung der Forschung zum ‚Buch der Wandlungen‘ (Yijing); politischer Faktionalismus im Einparteienstaat China; der Linguist Wei Jian¬gong und seine Rechtfertigungen sprachpolitischer Maßnahmen; das politische Engagement des Filmschaffenden Shi Hui in den 1940er Jahren sowie die Aktivitäten des Performancekünstlers He Yunchang im politischen und sozialen Kontext der Volksrepublik China. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild von Tabus und Redeverboten in Geschichte und Gegenwart Chinas.

Gotelind MÜLLER (Hrsg.), Nikolay SAMOYLOV (Hrsg.)

Chinese Perceptions of Russia and the West: Changes, Continuities, and Contingencies during the Twentieth Century

Ziel dieses Buches ist es, Veränderungen und Kontinuitäten in der chinesischen Wahrnehmung Russlands und des Westens im 20. Jahrhundert zu untersuchen und dabei zu berücksichtigen, dass die jeweiligen Zuschreibungen und "Frontlinien" historisch kontingent waren: Wer und was repräsentierte "Russland" oder "den Westen" zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort? War "Russland" Teil des "Westens" oder nicht? Und wenn ja, in welcher Hinsicht? Welche Faktoren - ausländische oder einheimische - führten zu Veränderungen in der chinesischen Wahrnehmung und Repräsentation und warum? Mit solchen Fragen im Blick nahm dieses Buch Form an, das aus einem von der DFG-RFBR geförderten deutsch-russischen Projekt hervorging. Das deutsch-russische Forscherteam der Universität Heidelberg und der Staatlichen Universität St. Petersburg untersuchte das Thema gemeinsam mit Kollegen aus Festlandchina und Taiwan und konzentrierte sich dabei auf drei Hauptbereiche: 1. Das Feld der Sozialisation durch den Blick auf normative Beschreibungen Russlands und "des Westens" in chinesischen Schulbüchern, die Bilder des/der "Anderen" von Kindesbeinen an prägen; 2. das Feld der Literatur und chinesischer fiktionaler Darstellungen Russlands und "des Westens", die von einem chinesischen Lesepublikum konsumiert werden; 3. das Feld visueller und materieller Manifestationen, die Bilder des/der "Anderen" auf ihre eigene mediale Weise prägen und auch einem Publikum fernab rein diskursiver Ebenen und denen, die nicht aktiv danach suchen, zugänglich machen.