Nagel-Angermann, Monique
Vom Wesen der Dinge: Realitäten und Konzeptionen des Materiellen in der chinesischen Kultur
Von dieser Annahme ausgehend werden in diesem Band die Beweise materieller Kultur Chinas aus ganz verschiedenen Perspektiven und mit sehr unterschiedlichen methodischen Zugriffen untersucht. Das in den hier versammelten Aufsätzen abgebildete thematische Spektrum reicht u.a. von soziologischen Untersuchungen moderner Machtarchitektur und einer Ethnographie des Recyclings von Bauschutt im gegenwärtigen China über die literaturwissenschaftliche Analyse sogenannter „Dinggedichte“ bis hin zu Fragen sozialistischen Möbeldesigns und dem Problem des Kulturbegriffs in der chinabezogenen archäologischen Forschung. Allen Beiträgen gemein ist jedoch der Versuch, den Dingen dialogisch zu begegnen und diese dabei „zum Sprechen“ zu bringen. N.B.: Aufgrund einer unvollständigen Herausgeberangabe auf der Titelei des Buches wurden sowohl die PDF-Datei des Buches als auch die PDF-Datei der Titelei am 24.11.2021 ausgetauscht.
Worüber man nicht spricht: Tabus, Schweigen und Redeverbote in China
Selbst auferlegte bzw. gesellschaftlich oder staatlich auferlegte Redetabus haben die chinesische Kulturgeschichte stets ebenso begleitet wie Versuche, sie zu brechen oder zu umgehen. Nicht nur die Philosophie, Historiographie und Literatur haben in diesem Spannungsfeld gestanden, sondern auch das moralische und das bis heute mit Redetabus konfrontierte politische Handeln.
Worüber man nicht spricht versammelt elf Beiträge, die einen Bogen vom chinesischen Altertum bis in die Gegenwart spannen und das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus beleuchten. Untersucht werden: Fälle von Inzest in der chinesischen Antike; das Problem häuslicher Gewalt im gegenwärtigen China; die ursprünglich streng vertraulichen „Familienunterweisungen des Zhu Xi“; Ratgeberliteratur zu China mit ihren Empfehlungen und Verboten; die Kritik des republikzeitlichen Schriftstellers und Intellektuellen Lu Xun an Mechanismen der Macht; die Ausrichtung der Forschung zum ‚Buch der Wandlungen‘ (Yijing); politischer Faktionalismus im Einparteienstaat China; der Linguist Wei Jian¬gong und seine Rechtfertigungen sprachpolitischer Maßnahmen; das politische Engagement des Filmschaffenden Shi Hui in den 1940er Jahren sowie die Aktivitäten des Performancekünstlers He Yunchang im politischen und sozialen Kontext der Volksrepublik China. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild von Tabus und Redeverboten in Geschichte und Gegenwart Chinas.