Anna Martin
Übersetzung als kultureller Transfer
Eine Untersuchung persischer Versionen des indischen Vikrama-Erzählzyklus
Über den indischen König Vikrama, der den Idealtypus eines gerechten und aufopferungsvollen Herrschers verkörpert, liegt eine Reihe von Erzählungen in verschiedenen indischen Sprachen vor. Daneben finden sich auch persische Fassungen aus der Zeit, als Persisch in Indien für mehrere Jahrhunderte als Literatur- und Verwaltungssprache genutzt wurde.
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit diesen persischen Versionen. Im Fokus der Betrachtung steht eine Bearbeitung aus dem 17. Jahrhundert, die der Autor Kišandās erstellte und „Kišans Unterhaltungsstück“ (Kišanbilās) nannte. Die persischen Versionen werden sowohl hinsichtlich ihrer Orientierung an den Sanskritrezensionen der Vikramageschichten, als auch im Gesamtkontext persischer Literatur in Indien analysiert. Dabei steht die Frage nach der Anpassung an intendierte Rezipienten und dem Vorgehen der Übersetzer bzw. Bearbeiter im Vordergrund.
Anna Martin ist derzeit am FG Iranistik der Philipps-Universität Marburg in einem interdisziplinären DFG-Forschungsprojekt tätig. Das Projekt beschäftigt sich in Kooperation mit dem FG Indologie mit der Analyse einer Sanskrit-Übersetzung des persischen Ethikkompendiums Aḫlāq-i Muḥsinī.
Ihre Forschungsinteressen umfassen persische Übersetzungen indischer Texte, Persische Literatur in Indien und Übersetzungsforschung. Anna Martin ist ferner im Forschungsnetzwerk Perso-Indica (http://perso-indica.net/) tätig.